Kulturelle Camps für Kinder und Jugendliche
Das Konzept der Camps ist einerseits, bei den Kindern das Interesse für die eigene kulturelle Herkunft zu wecken und andererseits auch bewusstes Aneignen der Errungenschaften der modernen Welt zu ermöglichen. Zu den weiteren Zielen der Camps gehören: Verwurzelung in der eignen Kultur und Sprache, Entwicklung einer sensiblen Beziehung zur Natur und Respekt gegenüber anderen Kulturen. Die pädagogischen Begleiter verbringen mit den Kindern viel Zeit im Wald und besuchen oft chantische Rentierplätze und Dörfer, die sich entlang der Flussläufe befinden.
Dort soll die Tradition den jungen Menschen sozialen Halt, Selbstbewusstsein und Zukunftsperspektiven bieten und ihre ethnische Identität stärken. An den Camps nehmen Chanty, Mansi, Nenets, Komi, Russen und Kinder anderer ethnischer Zugehörigkeit teil.
Die meisten Kinder sind aus gemischten Familien. Die Sommercamps, die sich in abgelegenen Orten in Wald- und Flussnähe befinden, werden für ihre Teilnehmer zum Zentrum ihrer persönlichen Entwicklung und kreativer Gestaltung kultureller Vielfalt.
Um Kinder und Jugendliche zu interessieren, werden neue Formen gesucht, Traditionen zu überliefern und neue zu erfinden, so dass diese „up to date“ sind. So reichen die (Zukunfts)Ideen von der Ausstattung eines nomadischen Zeltes – dem Tschum – mit Solarzellen bis zur Entwicklung von eigenem erkennbarem Modedesign und Musikgenre.
Junge Musiker kombinieren Melodien, die mit indigenen Musikinstrumenten gespielt werden mit global verbreiteten Rock und Pop Motiven aus dem Westen. Durch diese Art von Vermischung und kreativem Weiterspinnen von Melodien entstehen neue Klänge und Rhythmen. Zudem werden traditionelle Melodien als Grundlage genommen und mit klassischen Musikinstrumenten wie Gitarre und Klavier instrumentalisiert und begleitet.
Eine andere Möglichkeit, lokale Traditionen zum Ausdruck zu bringen, ist, sich die Technologien wie Video, Photographie und Animation anzueignen und zunutze zu machen. Technologische Entwicklungen werden nicht verweigert, sondern selektiv gebraucht, um eigene Sichtweisen auf die Welt darzustellen und um eigene Erfahrungen zu reflektieren.
Wenn indigene Kinder heute aufwachsen, spielen sie ebenso wie andere Kinder Computerspiele und schauen Zeichentrickfilme. Doch die mediale Vermittlung spiegelt kaum ihren Alltag, die Umweltbesonderheiten des Ortes oder die wirtschaftliche Tätigkeiten ihrer Eltern wieder.
In den letzten Jahren wurden erste Animationen und comics auf der Grundlage chantischer Märchen produziert. Es ist nicht erstaunlich, wie sehr diese Märchen beliebt sind, da Kinder und Erwachsene sich darin wieder finden.